Das einzige noch sichtbare Monument, das heute noch von der fast 400jährigen Präsenz der Römer in Wiesbaden zeugt, ist die so genannte Heidenmauer. Sie ist nicht nur das älteste Bauwerk Wiesbadens, sondern stellt zugleich auch das älteste noch erhaltene bauliche Zeugnis in den ehemaligen römischen Gebieten östlich des Rheins dar. Die Mauer verlief in einer nachgewiesenen Länge von etwa 520 m von der Straßenecke Schulberg/Hirschgraben bis zur Marktkirche auf dem Schlossplatz. Heute dagegen sind oberirdisch nur noch ein halbkreisförmiger Turm auf dem Schulberg sowie zwei Abschnitte von insgesamt ca. 80 m erhalten, die eine Höhe von bis zu 10 m und eine Breite von bis zu 2,30 m aufweisen. Für den Bau wurden aus der näheren Umgebung stammende Grab-, Weihe-, und Architektursteine (sog. Spolien) weiterverwendet, die, zusammen mit weiteren Fundobjekten, eine Bauzeit um 370 n. Chr. unter Kaiser Valentinian vermuten lassen. Möglicherweise war das Bauwerk Teil eines unter Valentinian umgesetzten Systems militärischer Sicherungsanlagen am Rhein. Allerdings blieb es aus unbekannten Gründen unvollendet. Andere Forscher interpretieren die Mauer als Überrest eines Aquädukts, eine Annahme, die sich ebensowenig belegen lässt. Beim Bau der Coulinstraße wurde die Heidenmauer 1901-1902 durchbrochen; an dieser Stelle erbaute Stadtbaumeister Felix Genzmer 1903 das antikisierende sogenannte Römertor.