Adlerquelle / Jupitertempel

Auf dem Terrain des ehemaligen Badhauses Adler entspringt eine Thermalquelle. Von hier stammen die ältesten Funde Wiesbadens aus der jüngeren Altsteinzeit (25.000 Jahre). Im Umfeld fanden sich römische Baureste, die auf einen zusammenhängenden Gebäudekomplex schließen lassen. Der Fund einer auf 194 n. Chr. datierten Inschriftentafel könnte einen Hinweis auf einen Jupitertempel an dieser Stelle geben. Darauf ist festgehalten, dass die Bewohner von Aquae Mattiacorum in diesem Jahr den baufälligen Tempel auf eigene Kosten renovieren ließen.
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Sie ist eine der Wiesbadener Hauptquellen, scheint jedoch in römischer Zeit nicht für eine öffentliche Thermenanlage genutzt worden zu sein. Sie entspringt auf dem Gebiet des heutigen Kaiser-Friedrich-Bades. Ihren Namen hat sie nach dem früheren Badhaus Zum Adler, das sich mit weitläufigem Garten zwischen Coulinstraße und Langgasse erstreckte. Bei einer Untersuchung der Quelle 1953/54 konnten Steinwerkzeuge sowie Zahnfragmente von Wildtieren festgestellt werden, deren Alter in die jüngere Altsteinzeit datiert wurde (ca. 25.0000 Jahre). 1807 stieß man im Garten des Badhauses erstmals auf römisches Mauerwerk, das für das Fundament einer römischen Thermenanlage gehalten wurde. Die Mauern wurden entfernt, weil sie bei der Anlage des Gartens störten. 1880 traten weitere Gebäudereste zu Tage. Gelegenheit für eine umfangreichere Untersuchung ergab sich beim Abriss des nördlichen Gebäudeflügels des Adlers 1903. Neben den Fundamenten von drei Gebäuden, deren Längsseiten parallel ausgerichtet waren, fand man auch diejenigen eines Rundbaus von 16 m äußerem Durchmesser. Letzterer wird als trockenes Schwitzbad oder sog. „laconicum“ interpretiert. Vermutlich wird man von einem zusammenhängenden Gebäudekomplex ausgehen müssen, dessen Funktion jedoch nicht eindeutig geklärt ist. Zu diesem Komplex gehörte auch ein sehr viel kleinerer Bau mit einer Apsis, in dem eine dem Jupiter Dolichenus geweihte Inschriftentafel gefunden wurde.

Die Inschrift auf der im Adlerterrain gefundenen Tafel lautet in deutscher Übersetzung: „Zu Ehren des göttlichen Kaiserhauses haben die Bewohner von Aquae (Mattiacorum) dem Jupiter Dolichenus den Tempel, der durch Alter baufällig geworden war, von ihrem eigenen Geld wieder hergestellt unter Aufsicht des Careius Saturninus und Pinarius Verus. Als der Kaiser Severus das zweite Mal und Albinus Konsul waren“. Damit lässt sich der Stein auf das Jahr 194 datieren. Jupiter Dolichenus war eine in der römischen Provinz Syria verehrte orientalische Gottheit und stammte ursprünglich aus der Türkei. Ihr Kult wurde durch Soldaten, die römischen Hilfstruppen angehörten (sog. Auxiliare), aus dem Vorderen Orient bis hierher verbreitet. Der Wiesbadener Tempel gehörte nach der Inschrift offenbar der Gemeinde; wenn er 194 n.Chr. baufällig war, dürfte er wohl bereits seit Mitte des 2. Jhs. bestanden haben. Bildliche Darstellungen zeigen den Gott stets auf einem Stier stehend in militärischer Tracht mit phrygischer Mütze. Seine Attribute waren Blitz und Doppelaxt. Eines der berühmtesten Darstellungen des Gottes zeigt ein Votivblech, das aus Frankfurt-Heddernheim stammt und sich in der Wiesbadener Sammlung Nassauischer Altertümer befindet.

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Römischer Rundbau auf dem Adler-Terrain (04/1)
Blick in das Fundament des römischen Rundbaues auf dem Adlerterrain (04/2)
Weihestein an Iupiter Dolichenus – ca. 194 nach Christus (04/3)
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